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Zur Kritik der Verschwörungstheorien und des paranoiden Denkens

28. Februar 2017 @ 18:30 - 20:00

„Die größte List des Teufels…“ Zur Kritik der Verschwörungstheorien und des paranoiden Denkens
Referent: Florian Hessel

Verschwörungsmythen sind fast allgegenwärtig: im Alltag, in der Populärkultur, in der Politik. Ihre Verfechter sind Linke und Rechte, Religiöse und Säkulare, Einzelne oder ganze Gruppen, und so ziemlich alle(s) dazwischen. Sie ‚wissen‘ wer das Wetter kontrolliert, die Fabrik nebenan schließt oder Krankheiten und Krieg in die Welt bringt, warum Elvis noch lebt, das World Trade Center in New York einstürzte oder Herrschaft, Ausbeutung und Leiden unser aller Leben prägen. Obwohl sich Verschwörungsmythen mit unendlich vielen Einzelheiten und Details umgeben, ist ihre Form die Erklärung der Welt aus einem Punkt, und mit klaren, übermächtigen, und gerade deshalb verborgenen und bedrohlichen Verantwortlichen. Innerhalb dieser Erklärungsmuster „besteht die größte List des Teufels […] gerade darin, den Glauben zu erwecken, er existiere überhaupt nicht“ (Léon Poliakov).

Die Veranstaltung wird anhand ‚klassischer‘ und aktueller Beispiele von den „Protokollen der Weisen von Zion“ bis zu 9/11 und den sog. „Mahnwachen für den Frieden“ und „Pegida“ in die Geschichte, Struktur und Funktion von Verschwörungsmythen und des paranoiden Denkens einführen. Zusätzliche Aufmerksamkeit wird dabei deren vielfach gegebenen Zusammenhang mit antisemitischen Ressentiments gewidmet. Im Mittelpunkt wird die Beschaffenheit und innere Verbindung von deren Form der Erklärung der Welt stehen: Warum entfalten Verschwörungsmythen, auch gerade in Zeiten der Krise und der Unsicherheit, Wirkungsmacht? Und lernen wir aus ihnen etwas über ein konkretes Ereignis, oder doch viel mehr über die Einzelnen und die Gruppen, die sie sich aneignen, und über den Zustand ihrer Gesellschaft?

Florian Hessel ist Sozialwissenschaftler und lebt in Hamburg. Er ist Lehrbeauftragter für Sozialpsychologie und Sozialtheorie an der Ruhr-Universität Bochum und Gründungsmitglied von Bagrut. Verein zur Förderung demokratischen Bewusstseins e.V. . http://www.bagrut.de

Raum: HSZ/101/U

Zur Reihe „Subjekt – Gesellschaft – Krise“

Der öffentliche Diskurs scheint durchzogen von einem allgemeinen Unbehagen: Seien es die Medien, die Politiker*innen oder die Bevölkerung auf der Straße, von allen Seiten werden Missstände nach verschiedenster coleur moniert. Dass tatsächliche Probleme existieren, wird kaum jemand bezweifeln. Zweifelbar sind jedoch oft die Resultate deren scheinbarer Kritik: Anstatt das Unbehagen als ein Allgemeines zu begreifen, d.h. allgemeine gesellschaftliche Verhältnisse in Betracht zu beziehen, werden Ursachen für die Missstände bei partikularen Gruppen gesucht und scheinbar gefunden. An Stelle einer gesamtgesellschaftlichen Perspektive, scheinen Rassismus, Verschwörungstheorie und Antifeminismus im Angesicht allgemeiner Misstände zu erstarken.

Aus diesem Grund wird in der Vortragsreihe: “Subjekt – Gesellschaft – Krise” versucht die Bedeutung von Rassismus, Antifeminismus und Verschwörungsglauben vor dem Hintergrund multipler gesellschaftlicher Krisenprozesse zu verstehen. Die Betrachtung dieser Themen im Zusammenhang mit gesellschaftlichen Verhältnissen soll dazu beitragen, die benannten Phänomene nicht als isolierte, willkürliche Ressentiments, sondern in deren Funktionszusammenhang zu begreifen.

Details

Datum:
28. Februar 2017
Zeit:
18:30 - 20:00

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