Am 6. Mai 2017, von 14.30 Uhr bis 19.30 Uhr, in der Evangelischen Hochschule Dresden, Dürerstraße 25, 01307 Dresden laden wir zum Aktionstag ein: Mit Workshops, Vorträgen und einer Podiumsdiskussion wollen wir uns mit dem aktuellen Stand der Zivilgesellschaft in Dresden beschäftigen und wichtige Multiplikation von Wissen leisten.
Im Juli 2015, auf dem Höhepunkt der aktuellen Flüchtlingsbewegungen in Europa, aber auch auf dem Höhepunkt der lokalen Auseinandersetzung zwischen den Anhänger*innen des rassistischen Pegida-Bündnisses und Willkommens-Menschen in Dresden, verkündete der neu gewählte Oberbürgermeister Dirk Hilbert: „Ich möchte Dresden zur Vorzeigestadt für Integration machen!“ (FAZ.net) Zwei Jahre später liegen Scheitern und Erfolg nah beieinander. In der Arbeit mit Geflüchteten ist Dresden engagiert. Zahlreiche Initiativen und ihre Arbeit zeugen davon. Auch die Anstrengungen städtischer Institutionen sind weithin sichtbar. In der Auseinandersetzung mit Rassismus und Diskriminierung konnte trotz zahlreicher Versuche, von Demonstrationen bis zu unterschiedlichen Dialogformaten, jedoch kein Durchbruch erzielt werden. Verhärtete Fronten stehen sich in Dresden nach wie vor gegenüber und durch die andauernde Hetze von Pegida, Auftritte von Björn Höcke und Jens Meyer sowie der Aktionen mutmaßlich rechtsterroristischer Gruppen wie der Freien Kameradschaft Dresden wird die Qualität rechtsoffenen Gedankenguts in Dresden immer wieder auf schmerzhafte Weise sichtbar.
Mit unserem Aktionstag wollen wir, das Netzwerk „Dresden für Alle“, die jährliche Vollversammlung für zweierlei nutzen: Zum einen durch ein Angebot von Workshops und Vorträgen zur Stärkung zivilgesellschaftlicher Initiativen und ihrer Ziele beizutragen, zum anderen Dresdens Anspruch, als weltoffene integrative Stadt kritisch zu hinterfragen und auf Leerstellen aufmerksam zu machen. Wir laden alle Engagierten und Interessierten zur Teilnahme ein und freuen uns auf die Diskussionen im Rahmen der vielfältigen Veranstaltungen.
Der Aktionstag „Dresden offen?“ ist offen für alle.* Anmeldungen sind erwünscht und direkt hier möglich!
Für den ganzen Aktionstag gilt: Die Veranstaltenden behalten sich gemäß §6 des Versammlungsgesetzes vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Mitglieder rechtsradikaler Organisationen oder neonazistischer Freier Kameradschaften sowie Personen, die bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zu verwehren und sie von der Veranstaltung auszuschließen.
—Direkt zur Anmeldung geht es hier—
Programm
Das Programm im Überblick:
14.30 Uhr Eröffnung
15.00 – 17.45 Uhr Workshops
- Auf dem Weg zur partizipativen Stadt
- Begleitung auf dem Weg in Arbeit und Ausbildung – Wie schaffen wir das?
- Sichere Kommunikation
15.00 – 16.15 Uhr Vorträge I
- Die ewige Angst! – Queere Geflüchtete in Dresden
- Interreligiöser Dialog
16.30 – 17.45 Uhr Vorträge II
- Ressourcen zur Selbstorganisation
- Angedrohte Abschiebung? Wie umgehen mit dem Ablehnungsbescheid
18.00 – 19.30 Uhr Podiumsdiskussion
Der (un)mögliche Dialog – Wann funktioniert das Miteinander reden?
Das Programm im Einzelnen
Workshops (15.00 – 17.45 Uhr)
Auf dem Weg zur partizipativen Stadt
Nicht zuletzt die gescheiterten Dialogformate der letzten zwei Jahre haben gezeigt: Dresden braucht mehr demokratische Kultur und Partizipation. In unserem Workshop wollen wir Ideen und Strategien für den Weg zu einer Stadtgesellschaft entwickeln, in der Bürger*innen an Entscheidungen beteiligt sind und sich aktiv in ihre Stadt einbringen.
Mit AG “Stadt selber machen” www.stadtcamp.de
Begleitung auf dem Weg in Arbeit und Ausbildung – Wie schaffen wir das?
Der Workshop gibt zunächst einen Überblick über die Organisationsmittel unserer Gruppe (Stammtische, Vernetzungsabende, Mailinglisten und ein Wiki mit wichtigen Informationen) sowie unsere Vernetzung auf der einen Seite mit Behörden, Arbeitgebern, HWK und IHK und auf der anderen Seite mit Ehrenamtlichen und Unterstützungsnetzwerken. Im anschließenden Workshop sollen dann zwischen ehrenamtlich Aktiven Erfahrungen über die damit verbundenen Herausforderungen ausgetauscht werden.
Mit AG „Ausbildung und Arbeit für Geflüchtete“ im Netzwerk Willkommen in Löbtau
Sichere Kommunikation
Wie kann ich in dieser Welt noch sicher kommunizieren? – Kannst Du nicht!
Jedenfalls nicht auf digitalem Weg. Aber Du kannst es “Angreifern” und unliebsamen Parteien dort möglichst schwer machen, Deine Kommunikation zu belauschen.
In diesem Workshop werden wir erkunden, was “Sicherheit” hier überhaupt bedeutet, direkt praktisch verschiedene Verschlüsselungsverfahren ausprobieren und Tools kennenlernen, die sich beim verteilten Arbeiten in Gruppen bewährt haben.
Bring also am Besten Deinen eigenen Laptop o.ä. Endgerät mit, um Deine e-mail-Kommunikation mit PGP zu schützen und selbst auszuprobieren. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.
Mit Joschka Heinrich (Dresden für Alle)
Vorträge I (15.00 – 16.15 Uhr)
Die ewige Angst! – Queere Geflüchtete in Dresden
Verbot, Verfolgung, Gewalt – Die alltägliche Angst treibt insbesondere queere Menschen zur Flucht. Doch Ablehnung und Homophobie begegnen ihnen auch hier: In den Heimen und auf der Straße. Der CSD Dresden betreut im Rahmen des Projektes “CSD Dresden hilft” etwa 60 queere Geflüchtete im geschützten Wohnraum und sorgt dafür, dass für die meisten erstmals ein freier Umgang mit ihrer sexuellen Identität möglich ist. Im Vortrag stellt sich das Projekt vor und erläutert die Herausforderungen bei der Arbeit mit queeren Geflüchteten und welchen „Leuchturm-Charakter“ es für Dresden und Sachsen hat.
Mit Ronald Zenker (Landeskoordinator Sachsen für queere Geflüchtete, CSD Dresden e.V.)
Interreligiöser Dialog
Repräsentanten von sechs Glaubensgemeinschaften haben am 3. Oktober 2016 ein „Dresdner Wort der Religionen“ veröffentlicht. Mit dem Appell treten sie gemeinsam für den Schutz der Religionsfreiheit und für interreligiösen Dialog ein.
Doch was bedeutet im Einzelnen?
Mit Elisabeth Naendorf (Ökumenisches Informationszentrum e.V.)
Vorträge II (16.30 – 17.45 Uhr)
Hilfe – ich brauche Unterstützung! – Angebote zur Stärkung gemeinnütziger Arbeit
Wie und wo erhalten Engagierte in Dresden Unterstützung in Form von Beratung, der Bereitstellung von Technik und Veranstaltungsequipment oder finanzieller (Mikro-)Förderung? Vorgestellt werden Ansprechpartner sowie Wege und Rahmenbedingungen, wie Vereine, Initiativen, Netzwerke oder auch Einzelpersonen Zugang zu verschiedenen Ressourcen erlangen können. Nach einem Input-Vortrag gibt es Raum für Fragen, Austausch und best-practice-Beispiele.
Mit Katja Schröder (House of Resources)
Was tun nach dem Ablehnungsbescheid?
Die gegenwärtige Bescheidungspraxis des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) ist in die Kritik geraten. Arbeitsdruck sorgt für mangelnde Qualität. Auch politischer Druck, insbesondere beim Herkunftsland Afghanistan führt zu vermehrten Ablehnungsbescheiden. Der Konflikt wird auf die Verwaltungsgerichte abgewälzt. Die Betroffenen müssen mit den psychischen Folgen einer drohenden Abschiebung umgehen. Warum ein Ablehnungsbescheid noch keine Abschiebung ist und was nach einem solchen getan werden kann, um den Betroffenen zu helfen, ist Thema des Vortrags und der anschließenden Diskussion. Dieser Vortrag richtet sich an Ehrenamtliche, er ist keine Rechtsberatung.
Mit Thomas Hoffmann (Sächsischer Flüchtlingsrat)
Podiumsdiskussion (18.00 – 19.30 Uhr)
Der (un)mögliche Dialog – Wann funktioniert das Miteinander reden?
Angesichts der Konflikte und Auseinandersetzungen innerhalb unserer Gesellschaft scheint ein Dialog, der die unterschiedlichen Positionen sichtbar und verständlich macht, unverzichtbar. Seit dem Aufkommen von Pegida haben sich in Dresden zahlreiche Institutionen an Dialogveranstaltungen versucht. Sie hatten dabei unterschiedliche Formate, Zielsetzungen und sehr unterschiedliche Ergebnisse. Zeit Bilanz zu ziehen: Unter welchen Bedingungen funktioniert das Miteinander reden? Wann scheitert Dialog? Was können wir in Zukunft besser machen?
Mit:
- Annekatrin Klepsch (Zweite Bürgermeisterin, Beigeordnete für Kultur und Tourismus)
- Petra Schickert (Kulturbüro Sachsen)
- Prof. Dr. Uwe Hirschfeld (EHS Dresden)
- Peter Stawowy (Journalist, Flurfunk)
- Martin Delius (ehemaliger Vorsitzender des BER Untersuchungsausschusses)
- Moderation: Vera Linß (Deutschlandradio Kultur)
Ihr wollt noch einmal alles kompakt im Überblick? Kein Problem, hier geht es zum Flyer.
Der Aktionstag wird gefördert durch:
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