Ja, es ist nur ein Bruchteil der Weltbevölkerung, der fliegt, der Autos besitzt und fährt, der
Lebensmittel wegwirft, der alle zwei Jahre ein neues Smartphone braucht. Eine Umverteilung, eine
Neuausrichtung von Lebensstil und Haltung – durch und mit demokratischer Gestaltung – ist
zwingend notwendig, um vom Dolce Vita für wenige zu einem Guten Leben für alle zu kommen.
Ein Gesprächskonzert mit Grupo Sal und Alberto Acosta am 19. Juni in der St.-Pauli-Ruine, welches vom Ökuminischen Informationszentrum organisiert wurde, sammelte altbekannte und neue Impulse, um diesen Lernweg weiter zu beschreiten.
Alberto Acosta, der Vorsitzende der damaligen verfassungsgebenden Versammlung Ecuadors,
skizzierte das Konzept des „Buen Vivir“ und erläuterte, wie das aus dem Werteschatz der
indigenen Bevölkerung stammende Konzept Eingang in die ecuadorianische Verfassung fand und
damit die Menschenrechte und die Rechte der Natur gleichermaßen dort verankerte. Seine
deutliche Aussage ist, dass die Basis für ein Gutes Leben für alle nur auf einem demokratischen
Gesellschafts- und Wirtschaftssystem fußen kann, das Solidarität garantiert und ökologische
Kreisläufe und Grenzen respektiert.
So erlebten die 80 Gäste auch einen Abend, der Mut machte: denn es gibt viele Menschen, die sich
für ein Gutes Leben für alle einsetzen. Auch in und um Dresden. Das zeigte eine Gesprächsrunde
mit Alberto Acosta und drei lokalen Gästen: Antonia Mertsching vom ENS, die sich für die
Neuorientierung öffentlicher Beschaffung an sozialen und ökologischen Kriterien einsetzt; Ulrich
Clausen, der aus seiner christlichen Überzeugung und Haltung heraus Nächstenliebe global denkt
und im Bistum Dresden-Meißen für Schöpfungsbewahrung und Gerechtigkeit in einer „Großen
Ökumene“ arbeitet und Anna Betsch, die im Rahmen des Zukunftsstadt-Prozesses mit anderen
Menschen eine „Woche des Guten Lebens 2020“ in der Dresdner Neustadt plant und herausfinden
möchte, was Menschen mit von Autos befreitem Raum in ihrem Kiez tun und wie sie dies
demokratisch organisieren.
Die Grupo Sal begleitete den Abend mit wunderschöner – bisweilen nachdenklicher, bisweilen
leidenschaftlicher – Musik aus Südamerika.
Mit der Unterstützung von Dresden für alle konnte ein Teil der Honorare für die Künstler
beglichen und der gesamten Crew eine stärkende Bewirtung ermöglicht werden.